Siehe ich mache alles neu

Nachricht Hildesheim, 18. Dezember 2025

Weihnachtsgruß

Lars Hillebold Foto: Anna-Kristina Bauer

Siehe ich mache alles neu, wird 2026 erklingen. Und vielleicht macht Neues Angst. So war das vor einem Jahr. Und manches gelingt. Anderes nicht. Verzeihung bitte. Und darum fängt das Neue mit Dank an für das und den der ankommen darf und willkommen geheißen wird. Danke für Vertrauen. 

Siehe ich mache alles neu, sprach Gott. Im Anfang, als noch nichts gesprochen war und die Tiefe schweigend wartete, hob sich der Atem Gottes über die Wasser. Die Ewige sprach ihr erstes Wort hinein in das ungeformte Dunkel, und ihr Wort wurde Licht. Es teilte die Nacht, es öffnete Raum, es ließ die Farben des Lebens aufstehen. Und Gott sah, dass es gut war. Neu. 

Tag um Tag rief Gott die Welt hervor: Himmel und Erde spannten sich aus, Wasser sammelte sich, Land gewann Gestalt. Die Sonne begann ihren Lauf, der Mond verwaltete die Nacht, und die Sterne funkelten wie unerzählte Geschichten. Auf der Erde sprosste alles, was nährt, alles, was duftet, alles, was die Hände danken lässt. Im Licht des sechsten Tages formte Gott den Menschen – DICH Ebenbild, Gegenüber, gerufen, zu leben, zu hüten, zu segnen. Und am Ende ruhte Gott und segnete die Ruhe selbst.

Doch die Geschichte des Anfangs verlor sich nicht im Damals. Denn mitten in die Welt, die Gott gut geschaffen hat, kam eines Tages ein Engel und sprach in eine Stille hinein, die von Krieg und Sehnsucht gefüllt war. Fürchte dich nicht. So begann ein neues Licht, zart und leise, im Herzen einer jungen Frau. Und das Wort, das am Anfang sprach, wurde Fleisch in ihrem Leben, nah, verletzbar, menschlich.

In der Nacht von Bethlehem legte Maria den Sohn Gottes in eine Krippe, zwischen Atem von Tieren und dem Flüstern der Hirten. Und wie einst beim ersten Licht legte sich Glanz auf die Dunkelheit. Ein Stern stand über dem Stall, als wolle der Himmel selbst die Schöpfung erneuern. Engel sangen von Frieden, und Menschen fanden den Weg zu dem Kind, das die Welt neu beginnen ließ.

Der Herr ist mein Hirte. So klingt es durch die Jahrhunderte, über die Felder von Eden und über die Hügel von Bethlehem. Der, der die Wasser voneinander schied und die Erde gründete, führt auch heute seine Herde. Er bringt uns an Orte, die still machen, er richtet die Seele auf, wenn das Leben schwer auf ihr liegt. Auf seinen Wegen werden Täler nicht gemieden, aber sie werden nicht allein durchschritten. Sein Stecken und Stab sind Zeichen einer Nähe, die die Angst nicht bestehen lässt.

Er bereitet einen Tisch vor uns – sei es im Grün der Schöpfung, sei es in der Nacht der Krippe, sei es vor den Augen derer, die uns bedrohen. Fake und Hate. Und wenn unser Kelch überfließt, dann fließt er über aus Erbarmen. Güte, die trägt. Erbarmen, das heilt.
Und wir bleiben im Haus des Herrn, solange es Tage gibt. Doch auch das genügt Gott nicht. Der, der Anfang und Hirte und Licht ist, hebt seine Stimme erneut über die Welt, um das zu vollenden, was begonnen wurde. Er spricht nicht nur in die Schöpfung, nicht nur in die Krippe, nicht nur in die Täler unseres Lebens, sondern auch in das, was zerbrochen ist,
in das, was wir verloren glauben.
Die Mutter verstorben. Den Vater verloren. Die Kollegin arg krank.

Siehe, ich mache alles neu? So lautet sein Wort über den Zeiten. Und meine Frage auch. Siehe, ich mache alles neu. So klingt Gottes Beharrlichkeit. Neu wie das erste Licht, neu wie die Geburt des Kindes, neu wie der Mut des Hirten, neu wie ein Morgen, der nach dunkler Nacht aufbricht.

Alles neu: die Erde, die seufzt, die Herzen, die müde wurden, die Zukunft, die wir kaum zu hoffen wagen. Und wir schauen aus auf eine Welt, die sich sehnt – nach Licht, das trennt und doch verbindet, nach Frieden, der vom kleinen Stall aus Welt wird, nach Wegen, die geführt sind, selbst wenn sie durchs finstere Tal führen. Und über allem steht das Wort, das die Schöpfung eröffnete, das in Bethlehem Kind wurde und in uns Raum sucht:

Siehe.
Gott. 
Mache.
Alles.
Neu.

Gebet
Fürchte dich nicht, die mit dem Krebs kämpft und die du Furcht hast. 
Fürchte dich nicht, und doch zweifelst – wie ein Kind - ob der Papa und die Mama im Himmel sind. 
Es könnte dich ja auch nicht geben, Gott, fürchte ich. 
Fürchte dich nicht, die die Furcht verdrängt, dass deine Kinder Wehrdienst machen. 
Fürchte dich nicht, dass etwas nicht gelingt, dass ein Fehler geschieht, dass du nicht geliebt wirst. Fürchte dich nicht. Und es wäre doch so gut, dass es mir einer sagt, denn ich selbst sag‘s mir nicht; trau ich mich nicht; ich hör mich nicht. 

Fürchte Dich nicht! 
Fürchte Dich nicht! 
Fürchte Dich nicht!

Lars Hillebold, Direktor